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von Anett Linke, MDR SACHSEN
Vor rund 500 Jahren wurden in den Chemnitzer Kaßberg Keller zur Bierlagerung geschlagen. Im zweiten Weltkrieg dienten sie zum großen Teil als Luftschutzbunker und wurden zu DDR-Zeiten bautechnisch versiegelt. Erst im Jahr 2000 wurden sie wieder freigelegt. Seitdem nimmt der Verein "Chemnitzer Gewölbe" interessierte Besucher mit unter die Erde auf eine Reise in die Vergangenheit. MDR SACHSEN-Reporterin Anett Linke hat sich auf Spurensuche begeben.
Unscheinbar an einem Gasthaus in der Fabrikstraße unweit der Bierbrücke verbirgt sich der Eingang zu den Chemnitzer Gewölben. Jessica Grünzig, Schatzmeisterin des Vereins "Chemnitzer Gewölbe", und Bärbel Braune, Vereinsmitglied, begrüßen die Besucher in einem Kellervorraum. Im Vergleich zur Außentemperatur, die bei etwa minus ein Grad Celsius liegt, fühlt sich der Keller wesentlich wärmer an.
Rund 400.000 Tonnen Schutt wurden zwischen 1999 und 2000 aus den Kellern geholt, um sie wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, erzählt Braune zu Beginn. Ein Teil der Kelleranlagen sei rund 500 Jahre alt und ursprünglich zur Lagerung von Bier im Mittelalter angelegt worden. "Damals lag der Kaßberg noch außerhalb der Stadt", erzählt Braune. Innerhalb der Stadt konnten die Keller nicht gebaut werden. "Chemnitz liegt in einer Flußaue und man stieß zu schnell auf Grundwasser."
Auf einem Schaubild zeigt Braune die verschiedenen Kellergänge. Insgesamt 4,2 Kilometer seien aktuell begehbar. Doch nicht alle Keller hängen zusammen und so treten wir wieder ins Schneegestöber und laufen ein paar Minuten bis hinter die Richard-Hartmann-Halle. Der bekannte Eisenbahnbauer Richard Hartmann hatte im 19. Jahrhundert hier sein Fabrikgelände. Über dem ersten Keller, den wir nun betreten, lag das Fotolabor von Hartmann.
Braune bittet um Vorsicht beim Abstieg und weist auf die Gefahr von Ablaufrinnen im Boden hin. Wofür diese früher genutzt wurden, darüber kann sie nur spekulieren. "Vielleicht wurden die Fotos hier entwickelt und der Ablauf war für die Chemikalien", sagt sie. Sicher ist sie aber nicht.
Nach diesem Ausflug ins Zeitalter der Industrialisierung geht es durch den Schnee zurück zum Startpunkt der Tour. Braune führt die Gruppe in einen großen Kellerraum, der als Veranstaltungssaal genutzt wird. "Hier finden jeweils einmal im Monat Konzerte und Kabarett statt", sagt sie. Außerdem könne der Raum gemietet werden. Zum Aufwärmen gibt es nun erstmal für alle Teilnehmer Glühwein oder Kinderpunsch. Währenddessen erzählt Braune etwas über die Entstehung der Keller im Mittelalter und die sogenannten Bierkriege.
Die Bierkriege kamen daher, dass die Stadt Chemnitz ein Verkaufsverbot für alle nicht in der Stadt gebrauten Biere erlassen hatte. Wenn nun doch jemand aus der Umgebung versuchte in der Stadt sein Bier zu verkaufen, zogen einige Bewaffnete aus, um Bierfässer und die Braugeräte zu zerstören. Der letzte urkundlich erwähnte Bierkrieg fand laut Braune 1768 gegen Röhrsdorf statt, das heute ein Teil von Chemnitz ist.
Vom Festsaal geht es durch das System der unterirdischen Kellergänge. Ich bin froh, dass Braune die Führung übernimmt, da ich mich längst hoffnungslos verlaufen hätte. "Ich bin bereits seit 18 Jahren dabei und kenne mich hier inzwischen aus", erzählt Braune. "Aber am Anfang habe ich mich auch verlaufen. Das passierte ausgerechnet während einer Gruppenführung, aber gemeinsam haben wir wieder hinausgefunden."
In einem Gang mit weißer Kalkschicht kommt Braune auf den Zweiten Weltkrieg zu sprechen. Damals seien die Keller zu Luftschutzbunkern umfunktioniert worden. "Wir haben einer der Gänge wieder genauso hergerichtet, auch mit Nottoiletten und der Kalkschicht an den Wänden", erzählt sie. Am 5. März 1945, der Nacht, in der der schlimmste Bombenangriff auf Chemnitz stattfand, hätten 2.200 Personen in diesem Bereich der Gewölbe Schutz gesucht. "Ausgelegt waren die Keller für 560 Personen", so Braune. Überlebt hätten alle nur durch die gute Belüftung und die Nähe des großen Saals. "In anderen Bereichen der Keller sind aber auch Menschen erstickt."
Für den nächsten Keller werden wir im Eingangsbereich mit Lampen ausgerüstet. "Wir haben hier viele Einbrüche", erzählen Braune und Grünzig. "Viele denken anscheinend, dass hier etwas zu holen ist. Aber es sind nur leere Kellergänge." Bei einem dieser Einbrüche seien vor Kurzem die Stromleitungen in einem Keller gestohlen worden. "Aber mit den Lampen klappt es ganz gut", sagt Braune.
Wir laufen wieder durch den Schnee, um zum nächsten Eingang zu gelangen. Ich kann es kaum erwarten, wieder in den Keller zu kommen. Durchschnittlich herrschen hier nämlich zwischen sieben und zwölf Grad. "Im Sommer nennen wir die Keller auch den größten Kühlschrank von Chemnitz", lacht Braune. Denn auch im Sommer herrschen hier konstant die gleichen Temperaturen.
Mit den Lampen voran geht es nun also wieder hinein. Hier muss selbst ich mit meiner geringen Körpergröße von 1,65 Meter ab und zu den Kopf einziehen. Einige der Gänge in diesem Bereich zeigen noch das originale Material des Berges und sind nicht mit Ziegeln ausgemauert worden.
Die Führungen und Veranstaltungen sind immer gut gebucht, das Interesse der Besucher sei hoch. Aber es fehlt an Engagierten im Verein. "Das Durchschnittsalter liegt ungefähr bei 60 Jahren im Verein", sagt Grünzig. Sie würden dringend Verstärkung brauchen. Aufgrund der wenigen Vereinsmitglieder gebe es die Führungen nur an festgelegten Terminen, die auf der Website zu finden sind. Anfragen zu private Gruppenführungen seien aber jederzeit möglich.
Unterstützung von der Stadt Chemnitz gebe es nicht. "Wir müssen selbst für den Erhalt der Keller aufkommen", so Grünzig. Bis vor einigen Jahren hätten sie noch auf die sogenannten 1-Euro-Jobber aus dem Arbeitsamt zurückgreifen können. Durch eine Gesetzesänderung sei das aber nicht mehr möglich.
Auch von der Kulturhauptstadt profitiere der Verein derzeit nicht. "Wir haben uns zwar mal vorgestellt, seitdem aber nichts mehr gehört", erzählt Grünzig. "Dabei wirbt die Kulturhauptstadt mit der Bierbrücke, die vielleicht 20 Meter von uns entfernt ist."
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